Stationäre Hilfen 

Das Kinder- und Jugendhilfegesetz bestimmt von seiner Grundhaltung her, dass jedes Kind/jeder Jugendliche in seiner besonderen Einzelsituation zu sehen ist. Individualpädagogik plant, organisiert und führt auf den Einzelfall zugeschnittene Betreuungen durch. Die individualpädagogische Einzelbetreuung bezieht sich ausschließlich auf Kinder und Jugendliche, für die in Wohngruppen, Regel- und Intensivangeboten nicht der geeignete Lebensraum besteht und die auf intensive Unterstützung und Beziehung angewiesen sind.

Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen werden dabei von einzelnen Betreuer*innen begleitet. Diese gehen in besonderer Weise auf die persönliche Situation, die Erfahrungen und die Ressourcen des*der Jugendlichen ein. Wir bieten für die Betreuten mögliche neue Lebensorte mit verlässlichen Strukturen und engen persönlichen Beziehungen im In- und Ausland an. Es sind flexible und differenzierte Angebote, um den psychosozialen Biografien der jungen Menschen gerecht zu werden.

Der Blick auf die Gründe dieser Maßnahme sowie den Verlauf der Hilfen lässt erkennen, dass die Problemlagen der Kinder und Jugendlichen besondere Anforderungen an die konzeptionelle Gestaltung des Angebots stellt. Es entstehen angemessene Strukturierungen des Alltags für individuelle, situative Regelungen und bessere Kriseninterventionsmöglichkeiten.
Je nach Bedarf können wir verschiedene stationäre individualpädagogische Betreuungsformen anbieten:

Unter Standprojekten verstehen wir individualpädagogische Betreuungsformen, in denen Jugendliche kurz- und langfristig in den Haushalt der Betreuungskraft und deren Familie integriert sind. Der Projektstandort ist der Lebensmittelpunkt der Betreuer*innenfamilie.

Standprojekte sind individuell auf den Einzelfall ausgerichtete Hilfeformen und richten sich an Kinder und Jugendliche, die über Regel- und Intensivangeboten nicht zu erreichen sind. Der Alltag am Projektstandort ist das zentrale Lern- und Erfahrungsfeld. In den Projektstellen haben die jungen Menschen die Chance, sich auf einen Neuanfang einzulassen und die zeitweilige Distanz zum Familiensystem oder gefährdeten Subkulturen am Wohnort konstruktiv für ihre Entwicklung zu nutzen.

Die Kinder und Jugendlichen werden stationär in der Hausgemeinschaft der Betreuer*innen aufgenommen und nehmen am Lebensalltag teil. Durch die aktive Mitgestaltungerfährt der junge Mensch Anerkennung und Selbstwirksamkeit.

Die Sozialpädagogische Lebensgemeinschaft richtet sich an Kinder und Jugendliche, die nicht mehr in der Herkunftsfamilie leben können und eine enge persönliche Begleitung im Rahmen eines familienanalogen professionellen pädagogischen Settings benötigen. Das Setting ist durch eine besondere Fachlichkeit mit einem intensiven Beziehungsangebot gekennzeichnet. Die familiären Konstellationen in sozialpädagogischen Lebensgemeinschaften können vielfältig sein. Dabei bestehen zahlreiche alternative Formen verlässlicher Beziehung als Grundlage eines stabilen und tragfähigen Angebotes für ein zu betreuendes Kind oder Jugendlichen.

Die unterschiedlichen Lebensphasen der Kinder und Jugendlichen sind geprägt von einer Vielzahl von Übergängen und Entwicklungsprozessen, aus denen sich heraus permanent veränderte Bedarfslagen entwickeln. In der Regel verlaufen die Prozesse nicht geradlinig. Die pädagogische Arbeit innerhalb des intensiv-pädagogischen Standprojektes muss sich immer wieder neu am individuellen Bedarf ausrichten und flexibel auf die unterschiedlichsten Betreuungssituationen reagieren. In dieser Betreuungsform erhalten Jugendliche ein exklusives, intensives Beziehungsangebot mit einer hohen Betreuungsintensität sowie räumliche Nähe zur Betreuungsperson.

Abhängig von der Aufenthaltsdauer, den Erfordernissen und Voraussetzungen in jedem Einzelfall besteht die Möglichkeit unterschiedliche Betreuungsschlüssel einzusetzen. Grundsätzlich besteht in den individualpädagogischen Betreuungen ein Betreuungsschlüssel von 1:1.

Bei pädagogischer Notwendigkeit können die Maßnahmen auch individuell in ihrem Betreuungsschlüssel erweitert werden. Hierbei handelt es sich um gezielt auf den Einzelfall hin konstruierte Betreuungssettings mit zeitlicher Limitierung. Vorrangiges Ziel ist es, den jungen Menschen beziehungsmäßig überhaupt zu erreichen, um so wieder pädagogische Einflussmöglichkeiten zu gewinnen.

Darauf aufbauend erfolgt die mittelfristige Klärung und Entscheidung, ob die Unterbringung auf Zeit oder auf Dauer sinnvoll erscheint. Die Maßnahme können wir im ambulanten und stationären Setting entwickeln, als Reise- wie auch als Standprojekt. Eine hohe Transparenz und Variabilität ist dabei Standard.

Pädagogische Standprojekte im Ausland sind individuell auf den Einzelfall bezogene Hilfeformen, die dann in Anspruch genommen werden können, wenn ein großer Abstand zum Lebensumfeld oder einer gefährdenden Szene notwendig ist. Sie nutzen den Prozess der Erfahrung einer anderen Kultur, die besonderen geografischen, sozialen und natürlichen Bedingungen des Gastlandes sowie das hohe Aufeinander angewiesen sein zwischen Betreuer*in und Betreuten in einer fremdsprachigen Umgebung.

Diese Projektbedingungen stellen besondere Lern- und Erfahrungsfelder für Jugendliche dar, die in anderer Form im Sozialraum, die im Herkunftsland überhaupt nicht zu stützen wären. Bestimmte in der Hilfeplanung angestrebte Veränderungen können nur hier, oder hier besonders gut umgesetzt werden. Auslandsprojekte stellen damit eine besondere Form der Zugangspädagogik für die Jugendlichen dar, die ansonsten aufgrund ihrer Lebenserfahrung und aus Misstrauen den „Erwachsenen“ gegenüber durch pädagogische Angebote nicht erreichbar wären.

Bei der Abklärung der Indikatoren für ein Auslandsprojekt und bei dem Zustimmungsverfahren mit dem Gastland ist die WIR Kinder- und Jugendhilfe gGmbH gerne behilflich.

Mit unseren Reiseprojekten schaffen wir für die Jugendlichen einen Ausweg aus akut problematischen Lebenssituationen.

Reiseprojekte im In- und Ausland sind individualpädagogische Intensivangebote. Sie nutzen die besondere Erfahrung des Reisens, die besonderen geografischen, sozialen und natürlichen Bedingungen des Reisziels die Auseinandersetzung mit einer anderen Kultur sowie das hohe Aufeinander angewiesen sein zwischen Betreuer*in und Betreuten in einer fremden Umgebung. Diese Projektbedingungen stellen besondere Lern- und Erfahrungsfelder, die im eigenen Sozialraum nicht möglich ist.

Der Aufbau einer intensiven Vertrauensbeziehung, verstärkt durch Impulse und wechselnde Reize, ist das zentrale Element des pädagogischen Prozesses in dieser Maßnahme. Die Betreuer*innen entwickeln ein Setting, das der Situation des*der Jugendlichen gerecht wird. Dabei bleiben die Betreuten in feste Strukturen eingebunden, die durch eine sehr intensive Begleitung gewährleistet sind.

Reiseprojekte können als Clearing genutzt werden, um Bedarfe zu ermitteln und Zukunftsaussichten zu entwickeln. Sie werden als Time-Out Maßnahmen in Anspruch genommen, wenn ein vorübergehender Abstand zum bisherigen Lebensumfeld oder einer gefährdenden Szene erforderlich ist. Ein Reisprojekt kann auch zur Vorbereitung einer stationären Jugendhilfe vorgeschaltet werden.